AM TACHELES / Berlin, Deutschland / Bikesafe

Im Vergleich zu vielen ähnlichen Berliner Neubauquartieren hat der Platzraum im neuen Stadtquartier Am Tacheles seine eigene Qualität durch seine Form, Öffnung, Fassadengestaltung und Bepflanzung. Als kleines Highlight steht in seiner Mitte ein verspiegelter Zylinder, der für Fahrräder Platz bietet.

Im Vergleich zu vielen Berliner Neubauquartieren hat der Platzraum im neuen Stadtquartier AM seine eigene Qualität durch seine Form, Öffnung, Fassadengestaltung und Bepflanzung. Als kleines Highlight steht in seiner Mitte ein verspiegelter Zylinder, der für Fahrräder Platz bietet.

Für viele nach dem Fall der Mauer das große Symbol künstlerischer Freiheit an einem inspirierenden Ort Berlins: Das Tacheles, ein offenes, ursprünglich in den 1990er Jahren besetztes und dann selbstverwaltete Gebäude der Kunstszene in prominenter Lage an der Oranienburger Straße mit dahinter liegender Brachlandschaft, die bis zur Friedrichstraße reicht. Der teilweise ruinöse Rest der Friedrichstadtpassage mit riesigem Torbogen, welcher von den Künstlern und Künstlerinnen vor dem geplanten Abriss gerettet wurde, entwickelte sich schnell zu einem Berliner Tourismusmagneten. Ende der 1990er Jahre verlor das Haus der Kunstszene seine Anziehungskraft und die Brachfläche weckte immer größere Begehrlichkeiten. Das Land Berlin verkaufte schließlich das gesamte Areal 2002 an die Fundus-Gruppe mit der Auflage, dass erst nach zehn Jahren eine Räumung erfolgen könnte. Als es so weit war, stand das Tacheles ganz leer.

2014 wechselte der Eigentümer und der Projektentwickler pwr development übernahm das Vorhaben. Herzog & de Meuron wurden beauftragt, einen Masterplan für die Neukonzeption und Wiederbelebung des gesamten Areals zu entwickeln, der mit deutlichen Veränderungen auf einem ersten Masterplan von 2003 basierte. Schon in den Visualisierungen des Stadtblocks mit der neuen Passage, die der alten Wegeführung folgt, wurde das klare Gesamtkonzept drum herum deutlich. Die Architekten aus Basel wollten den Block zunächst vollständig auffüllen und dann „eine Folge von unterschiedlich proportionierten Plätzen, Höfen und Wegen wieder ausschneiden“.

Das Hauptgebäude mit der Passage im Anschluss an den Altbau an der Oranienburger Straße wurde von Herzog & de Meuron realisiert. Es erhielt den Namen „Scape“. Seine markanten Rasterfassaden, die ab dem 5. Obergeschoss nach hinten abknicken, werden bestimmt von immer gleichen vertikalen, leicht sich nach oben verjüngenden Bändern aus gebrochenen grauen Tonziegeln, die als größere Fertigteile geliefert und montiert wurden. Drei Brücken verbinden in luftiger Höhe, mit viel Efeu und Wildem Wein begrünt, beide Seiten der Passage. Auf eine Überdachung der Passage wurde verzichtet. Im Erd- und Untergeschoss befinden sich Flächen für Einzelhandel, in den Obergeschossen Büros. Im Altbau der Friedrichstadtpassage, der nach Sanierung und Umbau noch etwas von seiner Patina als Haus der freien Kunstszene bewahrt hat, ist Gastronomie und auf drei Geschossen eine Dependance des schwedischen Museums Fotografiska eingezogen. Das Interieur stammt von Werner Aisslinger. Unter dem von Herzog & de Meuron aufgesetzten Pyramidendach des Torbogens ist Berlins zurzeit angesagteste neue Bar.  

In seiner Mitte des neu entstandenen Aaron-Bernstein-Platzes steht ein verspiegelter , der zunächst wenig ins Auge fällt, aber dann doch als Kostbarkeit zwischen den Bäumen deutlich Präsenz zeigt und – ähnlich wie Norman Fosters Spiegeldach am Alten Hafen von Marseille – Neugier weckt. Der Rundbau ist ein Bikesafe, eine vollautomatische Fahrradstation, von besonderer Eleganz. Sie bietet Platz für 96 Fahrräder, die im Verborgenen unter dem Platz sicher und wetterfest untergebracht werden. Der Übergabebereich mit dem Einfahrtstor auf dem Platz betätigt man per Chip oder QR-Code. Nach seiner Öffnung wird das Vorderrad auf eine Schiene gesetzt und das Fahrrad in den eingezogen. Das Tor schließt wieder automatisch und der Einparkvorgang ist nach ca. 20 Sekunden beendet. Das neue Quartier „Am Tacheles“ hat mit dem in der Sonne glitzernden ein weiteres, kleines Highlight.

 

Projektspezifikationen:

  • WÖHR Bikesafe 885
  • 96 Fahrradstellplätze
  • 6 Ebenen
  • Lenkerbreiten bis max. 76 cm
  • Fahrradlänge bis max. 2 m
  • Fahrradgewicht bis max. 30 kg
  • Bedienung über Buchungsplattform oder RFID-Chip