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WOEHR-DenHaag-Parksafe583-3

Kneuterdijk / Den Haag, Niederlande / PARKSAFE 583

Vom Banksafe zum Parksafe - Wo früher Bankkunden ein und aus gingen und Geldgeschäfte jeglicher Art tätigten, werden heute vollautomatische automobile Werte deponiert.

Architekt: GVB Architecten, NL-Leiden
Autoparksystem: WÖHR Parksafe 583

In Den Haag, dem Regierungssitz der Niederlande, prallen unterschiedlichste Architekturstile provokativ aufeinander. Im historischen Zentrum der Stadt wurde 2018 ein ehemaliges Bankgebäude – bestehend aus mehreren denkmalgeschützten Gebäudeteilen – von GVB Architecten überzeugend sensibel zu einem neuen Komplex aus Büro, Wohnen und Gastronomie umgestaltet sowie um ein oberirdisches, nach außen hin sichtbares vollautomatisches Parksystem ergänzt.

Unweit der Fußgängerzone Den Haags kaufte der Immobilienentwickler Maasstede 2011 das Ensemble aus historischen Stadthäusern. Die zwischen drei Straßen gelegene Blockrandbebauung umschließt u-förmig zwei Innenhöfe. Der älteste Gebäudeteil des Ensembles geht auf das 17. Jahrhundert zurück, früher beherbergte er neben Wohnungen u. a. ein privates Van-Gogh-Museum. In den vergangenen hundert Jahren wurde es im Zusammenschluss mit den angrenzenden Stadthäusern aus dem 18. und 19. Jahrhundert als Bank genutzt. Auch in der Nachbarschaft befanden sich ehemals zahlreiche Banken. Heute ist die Gegend vor allem von Bürobauten geprägt, der Einzelhandel ist kaum vertreten.

Mit Beginn der Neuplanung wurden der Eigentümer und GVB Architecten mit komplexen Denkmalschutz- und Nutzungsauflagen konfrontiert, was zu einem sechsjährigen Planungs- und Realisierungszeitraum führte. Durch die Nutzungsänderung galten für das historische Gebäude die gleichen anspruchsvollen Auflagen wie für einen Neubau. Ursprünglich waren mehrere Wohneinheiten gedacht, jedoch war der Bedarf an Büroflächen größer. Hinzu kam die Finanzkrise, die Kostenreduzierungen und Umplanungen nötig machte.

Ein gemeinsames Ganzes

Heute verfügt das Ensemble über fünf großzügig geschnittene Büroeinheiten, ein luxuriöses, zweigeschossiges Appartement sowie ein elegantes Restaurant im Erdgeschoss. Das verbindende Element zwischen den Nutzungen bildet das verglaste Atrium. Einen geschützten und ruhigen Aufenthaltsbereich bietet die begrünte Dachterrasse, von der man einen herrlichen Blick auf die Altstadt hat. Der Gebäudekomplex mit drei Adressen und dafür ausgewiesenen Eingängen erlaubt den Mietern flexible Erschließungs- und Teilungsmöglichkeiten. Die gehobene Gastronomie fand auf Wunsch des Eigentümers Einzug in das Gebäude. Sie trägt charmant zur Belebung des Straßenraums bei und bietet den Nutzern der Büros eine nahe gelegene Möglichkeit, ihre Kunden zum Businesslunch zu treffen.

Trotz unterschiedlicher Baujahre fügen sich die Gebäudeteile der drei Stadthäuser nach der Sanierung 2018 harmonisch zu einem Ganzen zusammen. Konzeptionell war es GVB Architecten wichtig, die architektonischen Spuren und verschiedenen Zeitschichten zu zeigen: Vor allem die differenzierten Fenster und Türelemente in der Fassade nehmen gestalterisch Bezug auf die jeweilige Epoche. Die Klinkerfassade wurde partiell ausgebessert.

Im Zuge der Sanierung sollten vor allem die innenräumlichen Qualitäten auf das Niveau der Zeit vor der Banknutzung gehoben werden. Den Architekten lagen keine überlieferten Pläne und Dokumentationen aus früheren Zeiten vor, allerdings führte ihr Wissen, Können und nicht zuletzt gutes Gespür für den historischen Bestand zu einem eindrucksvollen Gebäude: Betoneinbauten und abgehängte Decken wurden entfernt, alte Holz- und Stahltragwerke sowie Betonstützen als ästhetisches Element sichtbar gemacht. Die neuen Fenster und Innentüren sind in schwarzen Stahl-Alu-Rahmen ausgeführt.

Auf der Straßenseite blieben die Fenster weitestgehend im historischen Zustand, ertüchtigt wurde hier nur die Isolierung. Die Architekten brachten haptische Materialien und außergewöhnliche Details ein, die ein akzentuiertes und spannungsvolles Spiel zwischen Alt und Neu erzeugten: Ein Marmortreppenhaus der Bank aus den 1960er Jahren wurde erhalten und um strukturierte Stahlgeländer ergänzt, Estrich und Marmorplatten bilden den eleganten Fußbodenbelag. Die mächtigen Türen und Schließfächer des Tresors wurden detailgerecht aufgearbeitet: Hier trifft man sich zu Besprechungen und Kaffeepausen. Um eine zeitgemäße, großzügige Arbeitsatmosphäre zu ermöglichen, wurde die kleinteilige Raumstruktur aufgelöst und somit wurden Kommunikationsbereiche geschaffen. GVB Architekten bildeten die Büroflächen sehr differenziert aus – das Spektrum reicht vom klassischen Bürointerieur bis zum rauen, industriellen Look. Lediglich das Restaurant wurde von einem externen Designer konzipiert.

"Es wird sich aus meiner Sicht in Zukunft nicht viel daran ändern, dass die Menschen Auto fahren wollen und die Nachfrage nach Parkplätzen weiterhin besteht. Wir haben aber die Chance ergriffen, ein cleveres und platzsparendes Parksystem zu realisieren und es gleichzeitig in eine moderne und transparente Architektur zu integrieren. Das innovative Parksystem ist für uns darüber hinaus ein wertvolles Marketingwerkzeug, um neue Kunden zu gewinnen." Bauherr Tim Nederlof, Maasstede, Den Haag
 
 
Automatische Parkraumlösung
 

Die Bank hatte über die Jahre keine Stellplätze. Mit der Neuplanung folgte die Auflage, eine entsprechend den Richtlinien ausreichende Menge an Pkw-Stellplätzen zu realisieren. Ein in der Seitenstraße Hoge Nieuwstraat gelegenes Bürohaus aus den 1960ern wurde abgerissen und an dessen Standort eine Parkgarage errichtet. In den Erdboden konnte man aufgrund bereits vorhandener Fundamente nicht gründen, daher wurde das vollautomatische Parksystem Typ Parksafe 583 des Herstellers WÖHR Autoparksysteme GmbH oberirdisch und kompakt in der Vertikalen konzipiert.

Die Parkgarage verfügt über 52 Stellplätze – mehr als von der Stadt gefordert. Die Architekten überzeugten die Behörden von der zunächst nicht zulässigen Gebäudehöhe und setzten ein städtebauliches Pendant zum benachbarten Theaterturm. Gleichzeitig konnte so angesichts der Investitionskosten diese maximale Anzahl an Stellplätzen realisiert werden. Architekt und Bauherr wählten eine transparente und zeitlose Glasfassade – mit Blick auf die im Parksystem rangierenden und geparkten Autos. Aus den Büros sind ebenfalls Sichtbezüge in die Parkgarage möglich: Der Oldtimer des Eigentümers wird stets am gleichen Platz im System eingelagert, damit dieser durch eine Glasscheibe im Büro sichtbar ist. Nachts illuminieren farbige LED-Streifen die Fassade.

Fast alle Stellplätze werden von Mitarbeitern der Büros genutzt, weitere werden Kunden des Eigentümers in der Nachbarschaft angeboten. 3.000 Euro pro Jahr kostet ein Stellplatz in der Parkgarage, was für Den Haag durchaus teuer ist. Das vollautomatische Parksystem bietet einen hohen Grad an Komfort und Sicherheit, die lange Suche nach einem Parkplatz in der Innenstadt entfällt. Der Nutzer erreicht mittels eigenem RFID-Chip den Übergabebereich, von wo aus das Fahrzeug automatisch, sicher und schnell auf einer Palette in die Höhe und in ein freies Regalfach befördert wird. In nur ca. 100 Sekunden steht das Fahrzeug zum Ausparken im Übergabebereich bereit.

Die Niederlande sind angesichts der kurzen Strecken innerhalb des Landes für die Elektromobilität prädestiniert, da die elektrische Reichweite begrenzt ist. Der Staat bietet vielfältige Förderprogramme für E-Mobilität, die vor allem gewerbliche Kunden – zum Beispiel Taxifahrer – nutzen. Europaweit hat das Land den zweitgrößten Bestand an Elektroautos. Falls notwendig, ist es jederzeit möglich, das Parksystem in Kneuterdijk 11–15 mit Ladesäulen nachzurüsten.

Projektspezifikationen:

  • WÖHR Parksafe 583
  • 9 oberirdische Parkebenen
  • Glasfassade mit LED-Beleuchtung
  • Monitor im Übergabereich
  • Bedienung über RFID-Chip
  • Fahrzeuglänge max. 525 cm
  • Fahrzeughöhe max. 190 cm
  • Fahrzeugbreite max. 220 cm
  • Plattformbelastung 2.500 kg
  • Parkfläche gesamt ca. 135 m²
  • Fläche pro Stellplatz ca. 2,5 m²

Projektpläne