UP! Berlin / Berlin, Deutschland / Combilift 551

In Berlin-Friedrichshain, ein wenig abseits von der Media-Spree, wurde ein Bürogebäude fertiggestellt und von den ersten beiden Mietparteien, dem Onlinemodehändler Zalando und dem Zahlungsdienstleister SumUp bezogen. Diese Meldung scheint recht lapidar angesichts der Vielzahl von Büroneubauten, die im Bereich zwischen Warschauer Brücke und Ostbahnhof in den letzten Jahren vor allem von Zalando errichtet und bezogen wurden. Doch hier hinterm Ostbahnhof wurde kein Neubau aus dem Boden gestampft, sondern ein moribundes Bestandsgebäude sorgsam in etwas lebendiges Neues verwandelt.

Ausgangspunkt dieser gelungenen Revitalisierung war das 1979 eröffnete, damals hochmoderne Centrum Warenhaus in dem von Plattenbauten dominierten Stadtgefüge im Rücken des drittgrößten Bahnhofs Berlins. Dabei handelte es sich umeinen sechsstöckigen quadratischen Solitär von 80 Metern Kantenlänge, der trotz eines Kolonnadengangs mit Schaufenstern im Erdgeschoss eher warenhaustypisch verschlossen war. Die Wende, ständige Besitzerwechsel und der langsame Niedergang der innerstädtischen Kaufhauskultur brachten 2016 das Ende.
Vorläufiger Schlusspunkt der Wiederbelebung ist ein hochmodernes, transparentes Bürogebäude mit vier tiefen Einschnitten in der Gebäudehülle und 78 unterschiedlich großen Terrassen.
UP! will der neunstöckige Bau genannt werden, der abends in den recht heterogenen Stadtraum ausstrahlt wie ein Kristall. Oben auf thront eine gigantische Dachterrasse, die leider nur für die Mitarbeiter:innen zugänglich ist.

Im Stadtraum integriert

Es ist das Verdienst von Martin Jasper, die schiere Größe des Baus so aufbereitet zu haben, dass ein ansprechendes, in den Stadtraum integriertes Gebäude daraus wurde. Schon das Entwurfsmodell des aus Buenos Aires stammenden Architekten zeigt die geplante Vorgehensweise auf: Anstatt einen Innenhof zu errichten, schneidet Jasper den Kubus an allen vier Seiten unterschiedlich tief ein und bringt dadurch Licht in die mit 5,40 Metern sehr hohen Regelgeschosse des tiefen Baukörpers. Die „Voids“ oder Canyons“ genannten Einschnitte versieht er mit gestaffelten Terrassen, die das Fassadenbild beleben. Zwei auf den Bestand gestapelte Staffelgeschosse gleichen die verlorenen Flächen aus. Umgesetzt hat Jasper den Entwurf auf Wunsch des Bauherrn SIGNA schließlich gemeinsam mit dem zweitplatzierten, in Berlin ansässigen Büro Gewers Pudewill, das auch die Generalplanung übernahm. Was sich so einfach anhört – herausschneiden, obendrauf stapeln und mit einer transparenten Fassade versehen – gestaltete sich jedoch schwieriger als vorgestellt. Vor allem die zu gewährleistende Standfestigkeit während der Abbrucharbeiten stellte eine Herausforderung dar, die die Tragwerksplaner von Bollinger und Grohmann u.a. mithilfe moderner Klebebewehrungen bewältigen konnten. Ein neuer, zentral angeordneter, fünfter Erschließungskern führt zur verbesserten Erschließung der Geschosse. Schräge Sichtbetonstützen entlang der Voids sichern die Standfestigkeit des Endzustands, zeichnen für alle sichtbar den herrschenden Kräfteverlauf nach und beleben das Bild des sehr weiten Stützenrasters von 12 mal 12 Metern. Das Raster verleiht dem Bau eine industrielle Anmutung, die auch von der Rauheit des Skeletts und den darin eingeschriebenen historischen
Spuren lebt.

Belebte Fassade

Das von Zalando entwickelte Farbkonzept verteilt 15 Farbtöne pro Etage auf die Böden und Teeküchen. Kleinere Einbauten in und um die vier alten Erschließungskerne bewahren den großzügigen Raum und fügen sich harmonisch in das große Ganze ein. Hier befinden sich Besprechungsräume. 500 Deckensegel pro Etage sorgen für gute Akustik und verdecken die notwendige Haustechnik.

Die hoch artifizielle Elementfassade schließt den Bau mit raumhohen Fenstern nach außen ab. Im Vergleich zu herkömmlichen Büroneubauten sind die Scheibenabmessungen größer und mussten in der Planung von Beginn an berücksichtigt werden. Der regelmäßige Wechsel von transparenten und geschlossenen Elementen mit schmalen Lüftungsflügeln schafft ein belebtes Fassadenbild, das durch das sichtbare Tragwerk und die im Gebäude arbeitenden Menschen noch lebendiger wird.
An Sonnentagen reflektiert die Fassade alle Farben, gegen Novembergrau und Umgebungstristesse aus großen Parkplatzbrachen, lieblos gestaltetem öffentlichem Grün, temporären Marktständen und verwaisten Imbissbuden, kommt jedoch auch sie nicht an. Und doch gibt das gläserne UP! der Stadt an dieser Stelle optisch Halt. Sind erst alle Läden im Erdgeschoss vermietet, kann es vielleicht auch der Rolle als Nahversorger gerecht werden. Die nach allen Seiten ausgerichteten, hohen Ladenlokale warten auf Gastronomie und Einzelhandel.

 

Projektspezifikationen

  • WÖHR Combilift 551
  • 83 Stellplätze
  • Plattformbelastung max. 2.000 kg
  • Fahrzeughöhen max. 1,75 m bzw. 2,00 m
  • Plattformbreiten EG 2,27 m
  • Plattformbreiten OG 2,50 m
  • Bedienbar per Smart Parking App und Funkfernbedienung
  • Smart Profile 2.0 und Alu Prime Profile

Bilder: © HGEsch

Projektpläne